Entweltlichung als Weltbeziehung

Entweltlichung als Weltbeziehung

Auf der Suche nach religiöser Vitalität

Motto:

„Um ihre Sendung zu verwirklichen, wird die Kirche immer wieder auf Distanz zu ihrer Umgebung gehen, sie hat sich gewissermaßen zu ‚entweltlichen‘.“

Leitgedanke:

Entweltlichung stellt eine religiöse Form der Weltbeziehung dar und ist für kirchliches Handeln konstitutiv.

Thesen:

  1. Der Begriff der ‚Entweltlichung‘ kann religionssoziologisch und sozialethisch als ‚Ruf zur Sache‘ verstanden werden. Entweltlichung stellt eine individuell und organisationslogisch eminent wichtige Kategorie der Weltbeziehung dar. Weltbeziehung meint die „Art und Weise, wie Menschen in die Welt gestellt sind oder, besser: in der sie sich als in die Welt gestellt erfahren.“ (Hartmut Rosa) Diese „Stellung“ erscheint offensichtlich anders zu sein, je nachdem ob sich jemand als von vornherein welthaft eingebettet oder weltabständig erlebt.
  2. Die Kirche ist als „passive Organisation“ die Institution der Freiheit. Sie organisiert, was sich nicht organisieren lässt. In einer Welt, in der fast alles auf Ökonomisierung, Aktivierung und Beschleunigung zielt, hält sie Fenster zum „Verborgenen Leben“ (Gerhard Sauter) offen. Auf diese Weise liebt die Kirche die Emergenz, liebt das, was sich ergibt: die Liebe. Liebe ist nichts anderes als das Sichgefallenlassen der Liebe Gottes in Jesus Christus. „Einem anderen Menschen behilflich sein, dass er Gott liebe, heißt ihn lieben“ (Sören Kierkegaard).
  3. Kirchliches Handeln kommt zum Ziel, wenn sich Menschen als von der Liebe Gottes „ergriffen“ erfahren und ganz selbstverständlich entsprechend handeln. Obwohl sie sich als abhängig und angewiesen wissen erfahren sie sich als frei. Aus solcher, sich selbst transzendierenden, „Ergriffenheit“ (Hans Joas) kann religiöse Vitalität erwachsen. „Liebe ist also nicht Wahl des Menschen, sondern Erwählung des Menschen durch Gott.“ (Dietrich Bonhoeffer). Tatsächlich stellen Wertbindungen von Menschen nichts anderes als solche Ergriffenheiten dar.
  4. Entweltlichung ist mithin notwendiger Bestandteil jedes religiösen Bildungsprozesses. Ich erfahre mich als mit mir selbst beschenkt und zur Entfaltung dieses Geschenks befreit und berufen. Ich bin Akteur dieses Selbst und eben dies leben zu können macht ein gutes Leben aus. Entweltlichung kann aber auch so etwas wie absprechende Liebe sein: Sie kann auch eine immense Infragestellung meines Selbst und gerade so heilsam sein: Gott verwundet mich und öffnet mich so für die ganze Wirklichkeit.
  5. Der Begriff der Entweltlichung erinnert daran, dass die Kirche stets zugleich als Teil der Welt und als ihr Gegenüber begriffen werden muss. Ihre Praxis versteht sich als triangulär konstituiert. Sie dient dem Offenhalten der Sehnsucht nach der Umwandlung der gesamten Existenz durch Gott. Aus dieser Haltung kann religiöse Personalität, Vitalität und christliche Engagement zur Veränderung der Welt erwachsen. Sie impliziert Vorstellungen einer gerechten Gesellschaft.
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