Leben in und mit der Ursprungsmacht

Leben in und mit der Ursprungsmacht

Eilert Herms hat in seiner systematischen Theologie von 2017 Gott als „Ursprungsmacht“ zum Thema gemacht. Alles Leben vollzieht sich in Kommunikation mit dieser Macht und dies wird in einem christlichen Leben in der einen oder anderen ausdrücklichen Form auch so gewusst. Viel diskutierte Formeln für ein gelingendes „In der Welt sein“ der Menschen wie Resonanz, Reziprozität, Anerkennung – oder auch zur negativen Seite hin Entfremdung – müssen folglich letztlich auf diese Macht bezogen werden: alle „weltlichen“ Erfahrungsformen können als Gleichnisse oder auch real als Artikulation jener Macht verstanden werden. Von vornherein ist deutlich, dass es hier nicht nur um Überzeugungen sondern um die leibliche Verfasstheit des Menschen insgesamt geht. Sein Leben bewährt sich als Leben im Kraftfeld dieses Gottes. Insofern wäre einer Aussage von Charles Taylor und Hubert Dreyfus zuzustimmen: „Mein erstes Verständnis der Wirklichkeit ist kein Bild, dass ich mir von ihr machen, sondern der Sinn, den ich dem fortwährenden Austausch mit dieser Wirklichkeit verleihe.“

Aber wie ist diese Macht näher hin zu begreifen? Was lässt sich über die abstrakte Formel hinaus über Gott aussagen? Muss man an dieser Stelle konsequent schweigen, da sich empirisch rational über Gott höchstens vieles sagen lässt was er nicht ist – aber besser nicht, was er ist? Dem würde aber Eilert Herms nicht zustimmen. Diese Ursprungsmacht sei eine durch sich selbst bestimmte, der Allmacht, Allgegenwart und Allwissenheit zugehört (der Vater). Ihm eigne der Wille zur Versöhnung, d.h. eine unwiderstehliche Heilszielstrebigkeit, Barmherzigkeit und Geduld an (der Sohn). Und im Genuss seiner selbst komme ihm Erkennbarkeit, Verantwortlichkeit, und Gerechtigkeit zu (der Heilige Geist). Es ist das absolut Zuverlässige (Wahre), das absolut Anziehende (Gute) und das absolut Beseligende (Schöne) und in diesem Sinne „schaffende Liebe“. Mithin die Entwicklung eines Gottesbildes, das die klassischen Prädikationen weiter schreibt.

Man wird diese Aussagen breit diskutieren können und man wird vor allem problematisieren, wie denn der Theologe überhaupt zu ihnen kommt. Natürlich wird hier Gott imaginiert und man könnte auch im Blick auf die Kommunikation mit ihm von fiktiven Realitäten sprechen. Allerdings wird man nicht bestreiten können, dass Herms Gottesbild eben ein solches ist. Dass Gottsein Gottes wird hier nicht irgendwie abgeschwächt oder eingeebnet sondern gefeiert.

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