Keine Kinder mehr?
Keine Kinder mehr?
Christian Geyer hat in der FAZ vom 8.10.2019 unter dem Titel „Prima Klima ohne Kinder“ eine Horrorvision zur Rettung der Erde diskutiert: Keine Kinder mehr zu bekommen. Das Kleinkind sei gerade dabei einem „Imagewandel vom rentenpolitischen Nützling zum klimapolitischen Schädling zu durchlaufen – nach dem Motto: schon wieder ein menschliches Emissionsbündel mehr!“ Der Kontext ist klar: weniger Kinder sind gut für die Umwelt. Es gibt ohnehin zu viele auf der Erde. Man wird es kaum bestreiten können.
Tatsächlich wird eine solche Strategie bedeuten, so Christian Geyer konsequent mit Roy Scranton in der NYT, dass „die einzig wirkliche moralische Reaktion auf den Klimawandel darin besteht, sich umzubringen. Es gibt einfach keine effektive Weise, um den eigenen CO2 Fußabdruck zu verkleinern. Wenn man tot ist, verbraucht man keine Energie mehr, verbrennt kein Benzin mehr. Wer den Planeten tatsächlich wetten will, sollte sterben.“ Aber muss es unbedingt das Kind sein? Könnte es nicht auch der alte Mensch sein, der dem Planeten zuliebe, qua Suizid, verschwindet? „Solche auf die Knappheit der Ressourcen ausgerichteten Fragen lassen die verschwenderische Rhetorik der Gottesebenbildlichkeit alt aussehen, welche unbeirrbar auch den Menschen von morgen in ihren Universalismus einschließt: „Gut, dass du da sein wirst!““ Nun werde aber das Nicht – Sein des konkreten Menschen zum moralischen Imperativ, um die Gattung vor dem Aussterben zu retten. „Der Planet frisst seine Kinder.“
Dabei kommentiert Geyer einsichtig: „Zum ersten Mal wird aus der anthropologischen Einsicht, dass Leben immer auch heißt: schuldig zu werden und sich in widrigen Umständen einrichten zu müssen, eine misanthropische Null – Toleranz abgeleitet.“ Die Schuld ist zu groß geworden. Wer soll nun aber wen umbringen dürfen? Eigentlich ist Selbst-Beherrschung und Selbst-Begrenzung gefragt – um des Lebens der zukünftigen Generationen wegen. Es ginge um die Einpreisung der aktuellen Schäden.- z.Z. mindestens etwa 1,5 Billionen Euro pro Jahr (N. Stern).