Gott aushalten

Gott aushalten

Von Karl Rahner soll der Satz stammen, das Glauben bedeute, die Unbegreiflichkeit Gottes ein Leben lang auszuhalten. Was für ein Satz! Nichts davon, was der Glaubende von seinem Glauben für sich selbst haben könnte; nichts von der Liebe Gottes oder von Orientierung und Hoffnung – sondern schlicht das Aushalten Können des Unbegreiflichen. Aber nicht eigentlich des absurd Unbegreiflichen im Sinne einer heroischen menschlichen Pose gegen ihn fremdbestimmende Götter – sondern des Gottes, der sich in Jesus Christus gezeigt hat. Aber sich dennoch als der letztlich Unbegreifliche gezeigt hat. Es ist gerade die Selbstoffenbarung seiner liebenden Seite, die ihn letztendlich als in der Geschichte wirkenden uns Menschen unbegreiflich macht. Warum wirkt dieser Liebende so viel Leid, soviel absurd Böses? Wirkt er es wirklich selbst oder kommt er nicht dagegen an? Oder sind all diese Fragen schon völlig falsch gestellt, da die gesamte Schöpfungsrealität ohnehin nicht verstanden sondern nur ausgehalten werden kann?

Clare Carlisle zu Kierkegaard: „Ja: Verzweiflung ist ein Gewinn, ein Segen, denn sie ist das Zeichen der Verbindung eines Menschen zu Gott, sein größtes Potential.“