Credo ut intelligam!

Credo ut intelligam!

Wenn es überhaupt eine Erkenntnis der Kirchenväter oder überhaupt der Theologie gibt, dann ist es der Satz: Credo ut intelligam, Glaube, damit du erkennst. Er soll von Augustin stammen, aber er hat sicherlich noch sehr viel mehr Väter und vielleicht Mütter und basiert auf einer viel breiteren Erkenntnisgrundlage als nur dem Leben des großen afrikanischen Bischofs. Am Vorrang des Glaubens vor der Erkenntnis bzw. dem Wissen und damit der Vernunft muss festgehalten werden. Es ist die prinzipielle Vorrangigkeit der Referenz bzw. des Kontextes oder des Rahmens vor jeder Kalkulation, um die es hier geht. Von Gott kann nur in der Form geredet werden, dass es um ihn, um seiner selbst willen geht. Jeder Gottesbegriff, der eine irgendwie geartete Verzweckung zulassen würde, wäre fehl am Platz. Darüber wird man sich auch mit Gottesleugnern wahrscheinlich schnell einigen können. Auf jeden Fall gilt, dass sich jemand, der sich ernsthaft auf den Glauben an Gott einlassen will, von ihm als dem primären Autor von allem ausgehen müsste – und sei es vielleicht zunächst nur hypothetisch, um erfahrungsbezogen zu prüfen, wie weit solch eine Annahme lebenspraktisch führt. Allerdings ist klar, dass auch ein Scheitern einer solchen lebenspraktischen Überprüfung nicht unmittelbar ein Beweis gegen Gott sein muss.

Der Satz ist in der Theologie immer wieder diskutiert und überprüft worden. Eine seiner schönsten Verteidigungen rührt von dem Vergleich von Glaube und Liebe her. Denn natürlich ist auch die Liebe jeder Erkenntnis und jedem Einsatz der Vernunft primär. Sie bringt uns dazu, Dinge zu sehen, die wir sonst nicht sehen und die ganze Welt in einem Licht erscheinen zu lassen, dass es ohne den Bezug auf Liebe gar nicht gebe. Vernunft kann auf diese Weise erleuchtet ihrerseits Liebe befördern – aber sie kann es nur wenn sie eben entsprechend aufgeklärt ist. Die Aufklärung der Vernunft über sich selbst geschieht dadurch, dass sie sich ihrer prinzipiellen Abhängigkeit von Glauben und Liebe deutlich wird.